Libyen und Ägypten 1999/2000

Drei Monate Überwintern in Nordafrika
und bis fast in den Sudan


10. Kairo: Getümmel und Pyramiden

"Im" Hotel Dahab
"Im" Hotel Dahab

Al Qahira ("die Siegreiche") empfängt uns erwartungsgemäß mit chaotischem Verkehrsgetümmel. Ein Drängeln, Schimpfen, Röhren, Hupen. Aber das ganze hat doch ein Art System: jeder fährt so forsch wie möglich, rechnet aber ständig damit, daß andere "Mist bauen" – was sie auch tun!. Die Hupe ist das allerwichtigste Hilfsmittel. Auch wir machen nach Kräften Gebrauch davon und haben Riesenspaß dabei. Je lauter die Hupe und je größer das Fahrzeug, um so größer auch der Respekt, den einem andere Verkehrsteilnehmer zollen. Übrigens: Hupen ist seit 1998 offiziell verboten...

Aufzugfahren in Kairo: eines der letzten großen Abenteuer dieser Welt!
Aufzugfahren in Kairo: eines der letzten großen Abenteuer dieser Welt!
 Landestypisches Restaurant
Landestypisches Restaurant

Da wir ja ein paar Tage hier bleiben wollen, parken wir zwecks Hotelsuche mitten im Zentrum. Die Wahl fällt schließlich aufs Hippie-geprägte Hotel "Dahab", geradezu idyllisch gelegen auf einem Hausdach, d. h. die Zimmer sind überdacht, die Gemeinschaftsräume weitgehend unter freiem Himmel.

Fast nur junge Leute aller Nationalitäten hier. Fürs Auto findet sich eine halboffizielle Tiefgarage für 20 £E pro Tag. Im Dahab sehen wir Thomas wieder, den wir erstmals am Wau en Namus kurz getroffen hatten, und Mike und Arnd, deren Unimog neben Thomas' Mercedes G noch an der Grenze steht. Beide haben kein Carnet des Passages, das sie nun von Deutschland anfordern müssen.

Wie wir erfahren, sind Mike und Arnd uns schon seit Wochen "auf den Fersen", immer wieder wurde ihnen von uns erzählt. In Tunesien gar haben wir uns nur um wenige Stunden verpaßt! Sie wollen auch in den Sudan, für den sie das Visum schon in Deutschland besorgt haben, und dann weiter nach Äthiopien und Kenia.

Voraussetzung für ein sudanesisches Visum - wenn man es erst im Ausland besorgt - ist ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft. Ein solches will man uns dort aber nicht ausstellen, da es ja keine zusätzliche Legitimationsfunktion habe. Deutsche Korrektheit gegen arabische Bürokratie? Nicht schon wieder! In der sudanesischen Botschaft, deren Erscheinungsbild an eine versiffte Bauruine erinnert, füllen wir Antragsformulare in vierfacher(!) Ausfertigung mit je einem Paßbild aus. Ohne "letter of recommendation" jedoch werden die Anträge nicht bearbeitet. Wieder beginnt ein Diskutieren, Warten, Hin- und Herschicken, Konsultieren von Leuten, die vorgeben, kompetent zu sein. Einer empfiehlt uns, übermorgen nochmal zu kommen. Seine Bemühungen und die anderer sudanesischer Staatsbürger bringen uns jedoch in den Visumsangelegenheiten ebensowenig weiter wie Ratschläge weiterer potentieller Sudan-Reisender. Vier Botschaftsbesuche über eine Woche verteilt und das Wedeln mit den Banknoten für die Visumsgebühr (54 US-$!!) bringen die Entscheidungsbefugten nicht von Ihrer Überheblichkeit ab. Offensichtlich ist man sich nicht bewußt, wie dringend der Sudan ein paar Touristen gebrauchen kann, die Geld bringen. Wir geben schließlich entnervt auf und werden halt ein wenig länger in Ägypten bleiben. Schade eigentlich. Im Sudan sollen die freundlichsten Menschen von ganz Afrika leben. Ausnahmen bestätigen die Regel?

Unterdessen ist genug Zeit, die Stadt zu erkunden. Insbesondere die Pyramiden mit Sphinx sind natürlich ein Muß. Gegen 20 £E pro Person kann man aufs Gelände. Massentourismus, Bakschisch-Jäger und zahlreiche lästige Kamel- und Pferderittanbieter trüben ein wenig die Faszination dieser Weltwunder (die übrigens direkt am Stadtrand liegen, nicht mitten in der Wüste, wie unseriöse Ägypten-Broschüren immer wieder glauben machen wollen!).

Unseriöses Bild von den Pyramiden
Unseriöses Bild von den Pyramiden
Cheops-Pyramide
Cheops-Pyramide
Sphinx
Sphinx

Die Cheops-Pyramide ist mit 137 Metern die höchste der Welt und vom Volumen sogar bis heute das (angeblich) größte Gebäude der Welt überhaupt! Die Chefren ist unwesentlich kleiner, aber mit rund 4500 Jahren gleich alt. Außen herum befinden sich weitere, kleine Pyramiden, einige Tempel(reste) und Gräber. Die Sphinx (unter Archäologen: der Sphinx) läßt sich selbstverständlich auch kein Tourist entgehen und ist dementsprechend heftig belagert.

Zur Vertiefung der optischen Eindrücke nehmen wir das Mittagessen gleich gegenüber im "Pizza Hut"-Restaurant ein. Später dann umwandern wir die Pyramidenabsperrung, genießen den Sonnenuntergang und die "Light and Sound"-Show. Bakschisch-Forderungen von "Aufpassern"(?) werden von uns kategorisch abgelehnt.

Zurück im Hotel sitzen wir abends mit anderen Globetrottern zusammen. Besonders der Ire Jerry erregt Aufmerksamkeit, nämlich mit seiner Ausdrucksweise. Gestern hat er seinen Rückflug verpaßt: "I tell you fuckin' what: I'll never fuckin' fly with Air fuckin' Malta again!"

Der weltberühmte Pharao Tut-ench-Amun
Der weltberühmte Pharao Tut-ench-Amun
So alt wie die Durchfallerkrankung selbst: Imbiß-Wagen
So alt wie die Durchfallerkrankung selbst: Imbiß-Wagen

Wegen geschlossener Sudanesischer Botschaft ist heute das Ägpytische Nationalmuseum auf dem Programm. Sarkophage nebst Grabbeigaben, Statuen, Alltagsgegenstände, mumifizierte Tiere. Fast alles mehr oder weniger umfangreich mit Hieroglyphen beschrieben.

Weiteres touristisches Highlight: der Khan-el-Kalili-Basar. Von Klamotten über Gardinenstangen, Nähmaschinen und Lampen bis hin zu Unterwäsche und Fressalien ist warenmäßig praktisch alles vertreten. Schuhputzer verrichten nach mäßig hartem Verhandeln ihre Dienste für ein halbes Pfund (Touri-Preis: 5 £E!).

Basar-Szene
Basar-Szene
Gewürzladen
Gewürzladen

Im Hotel treffen wir heute den Schweizer Ernst, der seit fünf Jahren mit dem Fahrrad auf Weltreise ist. Über Osteuropa nach Asien und Australien, weiter von Nord- nach Südamerika, hinüber nach Südafrika und schließlich hinauf bis Ägypten. Viel zu erzählen an den kommenden Abenden!

Am nächsten Tag durchstreifen wir nochmals die Basare und besorgen in der Medizinischen Universität Studentenausweise. Als Nachweis reicht es, ein Studium an der TU München zu erfinden und je 45 £E nebst Paßfoto abzuliefern.

Mohammed-Ali-Moschee
Mohammed-Ali-Moschee

Die Zitadelle wartet mit dem Palast El Gwahara, der hübschen Mohammed Ali Moschee und einem Militärmuseum auf. Nicht zu vergessen eine grandiose Aussicht auf (das stark versmogte) Kairo.

Nach einer letzten abenteuerlichen Aufzugsfahrt im Hotel kehren wir Kairo den Rücken, tangieren nochmal die Pyramiden von Giseh und begeben uns nach Sakkara.

6 1/2 Jahrtausende altes Bauwerk
Sechseinhalb Jahrtausende altes Bauwerk
 Abschied von Kairo
Abschied von Kairo

Hier steht unter anderen auch die sogenannte Stufenpyramide der Djoser, mit 6500 Jahren die älteste in Ägypten.