Balkantour 2002

Rumänien, Bulgarien und zurück durch
Griechenland, Albanien und Ex-Jugoslawien


Albanien

Auf Albanischer Seite muß der Autofahrer zunächst zur kostenpflichtigen „Desinfizierung“ durch ein Becken mit schlammig-öligem Wasser fahren. Der Pferdemist aus Rumänien geht damit aber immer noch nicht restlos ab. Alsdann müssen Formulare ausgefüllt und eine Einreise(?)-Gebühr von EUR 26 bezahlt werden. Geld kann man nur in einem dubiosen Raum wechseln, weil die Bank geschlossen ist. Für EUR 100 gibt's 13.000 Lek. Schließlich müssen wir noch zu einem Typen, der unter freiem Himmel an einem uralten Holztisch sitzt und Fahrzeugdaten in ein Formular überträgt. Fast arabische Verhältnisse eigentlich.
Nach einigen km Autobahnähnlichkeit biegen wir ab auf eine kurvenreiche, schmale Straße in Richtung der Hafenstadt Sarandë. Keine Nebenstraße jedoch! Jede Menge Schwerlastverkehr, wie es sich für eine Hafenstadt gehört.

Typisch Albanien: Schrott und Tiere auf der Straße
Typisch Albanien: Schrott und Tiere auf der Straße

Dort finden sich jede Menge Läden mit viel besserem Warenangebot, als befürchtet. Der Stadtverkehr verdient allerdings die Bezeichnung „interessant“. Schlaglöcher, offene Kanaldeckel, Schlamm, chaotischer Fahrstil der Einheimischen erinnern wiederholt an Entwicklungsländer. Andererseits ist unübertrieben jedes 3. bis 4. Auto ein Mercedes! Meist der W 123-Baureihe.

Nun geht's für rund 100 km entlang der Steilküste auf noch kleinerem, löchrigem, teils einspurigem Sträßchen. 2. Gang, 30-40 km/h. Wenigstens kein Lkw-Verkehr mehr.
Bei Himarë besichtigen wir eine größere Fort-Ruine, die einfach so verlassen auf einer Halbinsel steht. Kein Mensch sonst zu sehen. Zeugen aus militärischer Vergangenheit gibt's übrigens massenhaft. Der paranoide Hodscha, der das Land mit eiserner Hand bis in die 80er-Jahre regiert hat, ließ tausende von Bunkern und Forts, hauptsächlich entlang der Küste, bauen.

Militantes Idyll am Strand
Militantes Idyll am Strand

Gleich neben unserem Nachtplatz ein in den Berg hineingebauter Bunker. Allerhand Installationen zur Luft- und Wasserversorgung sind noch vorhanden. Einige Fledermäuse scheuchen wir bei unserer Besichtigung auf.

Die Straße führt dann bald über einen 1000 m hohen Paß. Bei einer Pause da oben kommen wir mit einem Albaner ins Gespräch (auf englisch). Woher, wohin, wie's uns hier gefällt etc. Wir erzählen ihm von unserer bisherigen Route, woraufhin er besorgt fragt, ob Rumänien nicht zu gefährlich sei?!

Das antike Oricum an der Bucht von Vlores finden wir nicht. Wahrscheinlich total zugewachsen. Wie gesagt: Reiseführer ist Fehlanzeige.

Polizeikontrolle! Der Beamte verlangt die Fahrzeugpapiere, „vergißt“ aber beim Plaudern mit uns, hineinzuschauen und schenkt uns zum Abschied eine Flasche Wasser!

Hier im Flachland erwarten uns nun wieder interessante Ortsdurchfahrten. Durch Regenfälle immer wieder Durchquerungen von Pfützen, um nicht zu sagen Teichen. Immer in der Hoffnung, daß darin keine allzu tiefen Löcher lauern. Und schwierige Orientierung wegen kaum lesbarer oder einfach nicht vorhandener Wegweiser, selbst an größeren Kreuzungen. Zwischen den Orten sind die Straßen nun wieder besser. Vorsicht ist nur bei den zahlreichen Ziegen, Schafen, Kühen und Hunden geboten.

Durchschnittlicher Straßenzustand
Durchschnittlicher Straßenzustand

Altautos werden übrigens entsorgt, indem man sie einfach neben der Straße abstellt bzw. auf dem Dach ablegt, um noch die Achsen ausbauen zu können. Dort sind sie teilweise so zugewachsen, daß man kaum noch das Fabrikat erkennt. Aber sind ja eh fast alles 123er Mercedes.

Zum Übernachten fahren wir ein bißchen weg aus der mückenverseuchten Ebene in die Weinberge. Am nächsten Morgen werden wir dort von Weinbauern überrascht. Scheinbar mürrisch gehen sie vorbei. Auf dem Rückweg werden wir dann aber mit mehreren Bündeln Weintrauben beschenkt!

Nun geht's in die Hauptstadt Tiranë. Vor allem am Stadtrand wieder mal katastrophaler Straßenzustand. Ein echter Albaner schenkt seinem 123er nichts!

Wir vertrauen den Leuten mittlerweile so weit, daß wir das Auto einfach mit offenem Dach an der Straße abstellen. An Sehenswürdigkeiten entdecken wir einen antiken Brunnen, eine Moschee, einige renovierte Regierungsgebäude sowie ein paar nette Plätze und Grünanlagen.
Landschaftlich interessanter wird's dann wieder in den östlich gelegenen Bergen. Wir nehmen eine laut Landkarte „wichtige Verbindungsstraße“. Trotzdem kein Verkehr, so daß wir einen platten Reifen einfach mitten auf der Straße wechseln. Sonst ist nirgends Platz. Genau dann kommt ein Lkw entgegen und es fängt an zu regnen.

Die Straße ist längst nicht mehr asphaltiert, gleicht vielmehr nur noch einem etwas breiteren Feldweg. An Verzweigungen müssen wir raten, wo die „Hauptstraße“ weitergeht. Hin und wieder schlammige Passagen. Ja, dieser Weg ist in der Landkarte tatsächlich gelb eingezeichnet!

Laut Landkarte „wichtige Verbindungsstraße“
Laut Landkarte „wichtige Verbindungsstraße“

Eines Tages – kurz vor Klos – kommen wir dann doch mal wieder auf Teer. In einem Flußtal geht's allmählich wieder zur Küstenebene und hier allmählich weiter nach Norden. Die Hauptstraße ist irgendwann mal wieder weg, wir finden uns auf einer breiten Schotterstraße wieder. Oder ist sie das noch?? Zwischendurch geht's übers Rollfeld eines verlassenen Flugplatzes.

Rahmenbruch
Rahmenbruch

Beim Fotostop entdecke ich, daß der Kübelwagen ziemlich schief steht. Hinten ist auf einer Seite ein Stück Rahmen abgebrochen, wo der Stoßdämpfer befestigt ist! Müssen wir ausbauen und vorerst ohne weiterfahren.

Gerade danach wird die Straße richtig wellig, holprig und matschig. In manches Schlagloch paßt ein ganzes Auto. Nach GPS fahren wir möglichst nach Norden, wo irgendwann Shkodër kommen muß. Vorher überqueren wir einige Flüsse auf teils abenteuerlichen Brückenkonstruktionen. Die einheimischen Passanten beäugen uns erstaunt und neugierig. Nach kilomterlangem Gerüttel treffen wir schließlich wieder auf Teerstraßen und sind dann bald in Shkodër.

Mercedes-Entsorgung auf albanisch
Mercedes-Entsorgung auf albanisch
Ausblick auf Montenegro
Ausblick auf Montenegro

Für die letzte Nacht in Albanien fahren wir nochmal ein Stück in die Berge hinein. Nicht zu weit, denn wir sind fast im Kosovo, wo's immer noch heiß her geht.

Vor der Ausreise müssen wir pro Tag Aufenthalt in Albanien EUR 3 Touristensteuer(?) bezahlen. Keine schöne Geste von einem Land, das wahrscheinlich ein bißchen mehr Tourismus gebrauchen könnte. Sonst immerhin unkomplizierte, schnelle Abfertigung. Die Montenegriner sind ähnlich schnell. Keine Gebühren.