Libyen und Algerien 2002

Wieder Nordafrika aber
das erste Mal in Algerien


Die Gräberpiste

Auf dem Weg nach In Amguel verschönern wir die Nördlicher-Wendekreis-Markierung. Bevor es auf die Piste nach Amguid geht, tanken wir nochmals bis obenhin voll, da uns auf dem weiteren Weg nach Amguid, dann am Erg Tifernine entlang und über die Gräberpiste rund 1000 km ohne Versorgung erwarten.

Zunächst geht's auf 300 km recht eintönig im breiten Oued Igharghar flott mit teils 80 km/h dahin. In Amguid gibt's zwar keine Lebensmittel zu kaufen, aber wir bekommen an einer Militärstation kostenlos 35 l Benzin! Und gegen Skorbut zwei Orangen. Damit sollte der Umweg am Erg Tifernine zu schaffen sein.

Die Piste wird nun zwar wieder sehr rumpelig, aber dafür umgeben uns die hübschen, stark erodierten, diesmal nördlichen Ausläufer des Tassili. Und es gibt jede Menge Gazellen zu sehen!

Anmutige Gazellen in rauher Umgebung
Anmutige Gazellen in rauher Umgebung
Am Erg Tifernine
Am Erg Tifernine

Einige Österreicher und Deutsche, die uns entgegenkommen, sind etwas irritiert über unseren fahrbaren Untersatz. Unbeirrt rumpeln wir weiter, bis endlich der Erg in Sichtweite kommt.

Parallel zu dessen Rand umrunden wir seine Südspitze, die Piste verläuft streckenweise durch Dünenausläufer. Traumhaft schöne Landschaft hier am Übergang von schwarzem Gebirge zu orange-rosafarbenen Sanddünen.

Unerwartete Hilfe
Unerwartete Hilfe
Etwas vom Weg abgekommen
Etwas vom Weg abgekommen

Einige Kamele scheuchen wir beim Gekurve zwischen dem Gestrüpp auf. Und wenig später tauchen auch drei Hirten auf, die uns an einer ungünstigen weichsandigen Stelle bitten, anzuhalten. Wir versorgen sie mit Kugelschreibern und Bonbons. Mit Schuhen können wir leider nicht dienen. Als Gegenleistung müssen Sie uns anschieben und Sandbleche tragen...

...und wieder hinein ins Gebirge
...und wieder hinein ins Gebirge

Alsbald geht's vom Sand wieder in die Berge. Beim Reifenaufpumpen entdecke ich, daß hinten eine Stoßdämpferschraube abgebrochen ist, für die wir glücklicherweise Ersatz dabei haben. Dennoch Vorsicht auf der kommenden, steinigen Piste.

Nach Überquerung einer Hochebene kommt ein weiterer kleiner Erg mit zwei Dünenkämmen.

Wegen Brotmangel backen wir am nächsten Morgen selbst. Mehl + Wasser + Salz = Teig. Als Backblech dient ein flacher Stein, der auf den Benzinkocher gelegt wird. Das Ergebnis ist nicht ganz so delikat wie Mühlbacher Bauernbrot, aber eßbar.

Die Stoßdämpferschraube ist bald schon wieder ab, also bauen wir den Stoßdämpfer erstmal ganz aus, bevor nochmals einige km Rüttelpiste bewältigt werden müssen, für die man nicht mehr als drei Stoßdämpfer braucht. Dann endlich eröffnet sich ein weites Tal, in dem die eigentliche Gräberpiste verläuft. Im Hintergrund der Erg Issaouane, der dann gleich rechts von uns bleibt. Um uns herum vereinzelt saftig-grüne Pflanzen! Frühling in der Sahara.

Nachmittags steht eine etwa 40 km lange Dünendurchquerung an, also Luftdruck runter. Dennoch sanden wir an einer miesen, weil eigentlich völlig harmlos aussehenden Stelle ein und müssen ca. 30 m weit Sandbleche legen.

Ausblick vom Gara Khanfoussa
Ausblick vom Gara Khanfoussa

„Entschädigt“ werden wir durch den Ausblick vom Gara Khanfoussa, einem Berg, der die Dünen um gut 100 m überragt und befahren werden kann.

Bei der Weiterfahrt müssen wir uns den Ausblick nachträglich nochmals verdienen. Mit blechen & buddeln.

Zur Abwechslung verliert nun mal der Motor Öl, vermutlich am Kurbelwellendichtring.

Irgendwie haben wir die Hauptroute durch die Dünen verloren und wurschteln uns auf eigene Faust durch. Es gibt immer wieder sehr gute befahrbare, aber auch weichsandige Flächen und Dünenkämme. Die Sandbleche werden kaum kalt.

Endlich sind wir dann doch durch und sausen auf einem Reg (Kieselebene) dahin. Dafür verliert nun ein Hinterrad Luft. Und die Ausgleichsfederstange ist mal wieder abgebrochen. Derart angeschlagen bleiben wir sicherheitshalber auf der Hauptpiste und meiden weichsandige Abkürzungen in der Hoffnung, so erstmal Bordj Omar Driss zu erreichen.

Plötzlich macht es „plaff“ und das Hinterrad ist ganz platt. Wir reparieren dieses und auch gleich das immer noch platte Reserverad. (Für die nächste Sahara-Fahrt sollte ich vielleicht stabilere Reifen anschaffen.) Die Anleitung fürs Reifenflicken schreibt übrigens vor, die Gummilösung ein paar Minuten „ablüften“ zu lassen. Sehr witzig! Schon nach wenigen Sekunden ist sie hier bei 5% Luftfeuchtigkeit und 30° C im theoretischen Schatten knochentrocken. In Tam hat's wenigstens eine halbe Minute gedauert, hier muß man alles vorbereiten und nach dem Auftragen der Gummilösung SOFORT den Flicken auf den Schlauch pressen.

Die Reparatur gelingt trotzdem nur teilweise, ein Reifen verliert immer noch etwas Luft.

Heute ist der dritte Abend, an dem wir glauben, morgen in Bordj Omar Driss zu sein...

Laut Kontrollposten an einer Kreuzung nördlich des Ortes gibt's Sprit erst wieder in Hassi Bel Gebbour, 70 km von hier. Immerhin füllt man uns einen Wasserkanister.

50 von den 70 km sind grauenhafter, löchriger Asphalt, fast so schlimm wie Hamada. Dann hat uns die Zivilisation wieder.

Der Benzinverbrauch auf den knapp 1000 km seit In Ecker war 16 l/100 km.