Libyen und Algerien 2002

Wieder Nordafrika aber
das erste Mal in Algerien


Verbrecherjagd auf dem Weg nach Norden

Auf den gut 300 km im Gassi Touil, das den Grand Erg Occidental wie ein Tal durchschneidet, passiert fast(!!) überhaupt nichts. Bolzengerade geht es durch flache Landschaft dahin, die Dünen sind meist einige 100 m von der Straße entfernt.

Auf halber Strecke stoppen uns zwei Lkw-Fahrer. Einer von Ihnen sei von einem Anhalter mit dem Messer bedroht und beklaut worden! Geld und eine Tasche mit Klamotten seien weg und der Dieb zu Fuß(!) in die Wüste geflüchtet. Wir erspähen ihn mittels Fernglas einige 100 m von der Straße entfernt.

Die Geschichte kommt uns zwar komisch vor, aber nachdem andere Passanten nicht helfen wollen, beschließen wir, dem Kerl hinterher zu fahren. Mit den Lkws der Algerier kommt man nicht durch den Sand – was der Dieb wohl auch wußte. Nun ist er überrascht über die Verfolgung durch uns vier mit Eisenstangen und Montiereisen bewaffneten Wilden im Ex-Militärfahrzeug ohne Dach und Fenster. Er läuft weg und läßt bald Tasche und Geld fallen. Die Lkw-Fahrer würden ihn am liebsten verprügeln. Wir Deutschen erinnern uns an die Menschenrechte und beschwichtigen die aufgebrachten Algerier. Der Dieb verlangt nun gar zu viel fallengelassenes Geld zurück und will mitgenommen werden! Wir lassen ihn aber stehen und warnen nachfolgende Lkw-Fahrer. Eigentlich hätten wir ihm das Messer abnehmen sollen, denken wir später.

Gut beladen
Gut beladen
Öl für uns alle
Öl für uns alle

Die weiteren Stunden sind dann wieder ziemlich langweilig. Wir überholen lediglich einige Schwertransporter, die bis zu drei containerartige Baracken und andere Gerätschaften quer aufgeladen haben!

In Hassi Messaoud endlich wieder perfekte Versorgung mit Lebensmitteln. Wir decken uns ein und fahren in Richtung Ouargla hinaus. Überall Ölbohrstationen, Leitungen, Baracken, Baustellen. Dennoch finden wir eine sichtgeschützte Senke zum Übernachten.

Sandrose
Sandrose

Zum Frühstücken fahren wir in die Stadt zurück und weiter zu einem Sandrosenverkäufer, den wir gestern gesehen haben. Die Auswahl an schönen, preisgünstigen Stücken ist groß. Wir kaufen nach langer Überlegung jeder zwei große und etliche kleinere für zusammen EUR 35 und bekommen noch zwei mittlere geschenkt. Anscheinend haben wir noch zu wenig gehandelt...

Nun ist's aber vorbei mit Geländefahren. Der Kübelwagen ist schwerstens beladen, und das mit nur drei Stoßdämpfern, kaum noch brauchbaren Reifen und ohne Ausgleichsfeder.

Dieser hat's hinter sich
Dieser hat's hinter sich

Auf halbem Weg nach Touggourt machen wir rund zwei(!) Stunden Pause, um die Sandrosen einigermaßen bruchsicher zu verstauen. Eine muß dennoch im Beifahrerfußraum verbleiben und zwei 20 l-Benzinkanister binden wir außen an die Luftschächte. Außerdem reparieren wir nochmal einen Schlauch (er hat nun rund 20 Flicken!) und wechseln ein Rad.

Am nächsten Nachtplatz liegen überall massenhaft kleine Sandrosen herum! Sandrosen entstehen übrigens nur da, wo der Grundwasserspiegel wenige Meter unterhalb der Oberfläche ist. Durch die Hitze steigt das Wasser empor und gelöste Kieselsäure kristallisiert aus.

In Touggourt lassen wir nochmals das abgebrochene Ausgleichsfederteil schweißen. Damit die Straßenlage für die noch weit über 1000 km nicht ganz so besch... ist.

Barbier-Tarife
Barbier-Tarife

Ein bißchen Zeit ist noch zum Spazierengehen, Rasierenlassen und Essengehen in einem Döner-Kebap-Imbiß. Die Ladenbetreiber sind sehr nett, wir plaudern eine Weile mit ihnen und verdienen uns einen Kugelschreiber, weil sie uns mit dem Auto fotografieren wollen.

Weiter nach El Oued. Immer wieder Polizeikontrollen, die wir aber problemlos passieren können.

An einem der 100en Palmentrichtern (die Einheimischen graben Gruben und pflanzen dann Palmen an, damit diese näher am Grundwasser sind) übernachten wir. NOCH mehr Sandrosenabraum hier als gestern. Ein paar weiteren Souvenirs können wir nicht widerstehen, obwohl das Fahrverhalten schon arg schwammig ist.

Am nächsten Tag werden die Dünen allmählich kleiner, die Vegetation dichter, die Wolken auch, und die Tagestemperatur sinkt auf 15° C. Wir kommen ins Bergland von Tebessa und bald in die gleichnamige Stadt. Hier nutzen wir ein letztes Mal die niedrigen Benzinpreise.

An der Grenze fast schon gewohnt sehr freundliche Abfertigung auf algerischer Seite. Die Tunesier etwas kühler, die Gepäckkontrolle etwas genauer. Daß die außen befestigten Benzinkanister verbotenerweise randvoll sind, bleibt unentdeckt.